von Prof. Dr. med. Arnd Heiligenhaus, Münster

Uveitis ist der Obergriff für verschiedene Entzündungen innerhalb des Auges. Entzündungen im vorderen Augenabschnitt werden als vordere (anteriore) Uveitis bezeichnet.
Ist die Regenbogenhaut betroffen, spricht man von einer Iritis, bei Entzündung des Strahlenkörpers von einer Zyklitis.  Da Regenbogenhaut und Strahlenkörper anatomisch eng beieinander liegen, sind sie oftmals gleichzeitig betroffen, was als Iridozyklitis bezeichnet wird.

Beschwerden der Patienten

Die vordere Uveitis kann chronisch oder akut verlaufen. Bei akuten Entzündungen ist das Auge meistens stark gerötet, schmerzhaft, lichtempfindlich, und tränt. Bei chronischem, schleichendem Verlauf macht sich die Entzündung erst spät bemerkbar als Sehverminderung, Flocken- und Schattensehen oder Blitzen. Das Tückische an der chronischen vorderen Uveitis im Kindesalter ist, daß die betroffenen Augen oftmals äußerlich reizfrei und regelrecht aussehen und die Kinder keine Beschwerden angeben.
Befunde

Bei akuter Entzündung weisen die betroffenen Augen eine starke Erweiterung der äußeren Gefäße auf. Durch die Entzündung kommt es zur Ansammlung von Zellen und Eiweiß, die der Arzt mit der Spaltlampe an der Hornhautrückfläche im Kammerwasser und im Glaskörper sehen kann.

Je stärker die Entzündung ist, um so mehr Zellen und Eiweiß sind vorhanden. Gelegentlich läßt sich auch ein Spiegel von Entzündungszellen in der Vorderkammer beobachten. Die Regenbogenhaut ist entzündlich geschwollen und es können Knötchen entstehen.

Komplikationen

Häufig kommt es zu Verklebungen zwischen der Regenbogenhaut und der vorderen Fläche der Linse, die als Synechien bezeichnet werden (Abb. 3). Diese führen zur unregelmäßigen Verziehung der Pupille, was häufig erst nach medikamentöser Pupillenerweiterung sichtbar gemacht werden kann. Umschriebene zipfelige Synechien lassen sich häufig medikamentös wieder lösen, während sich breite Verklebungen oft nicht mehr "sprengen" lassen.

Weitere häufige Komplikationen sind die Linsentrübung (grauer Star, Katarakt), durch die es zu Sehbeeinträchtigungen bis hin zur Erblindung kommen kann, und der erhöhte Augeninnendruck, der zum grünen Star (Glaukom) führen kann.

Die Diagnose des Glaukoms erfolgt durch Messung des Augeninnendruckes, durch den Nachweis von typischen Sehnervenveränderungen und durch die Gesichtsfelduntersuchung. Das Glaukom führt unbehandelt zur Erblindung. Bei schweren Verläufen kann der Augeninnendruck aber auch abfallen (Hypotonie) und das Auge in Schrumpfung übergehen.
Bei lange bestehender Uveitis werden oft auch bandförmige Hornhauttrübungen festgestellt. Die zelligen Einlagerungen im Glaskörper führen zu mehr oder weniger dichten Trübungen, die Patienten als tanzende, sich bewegende Schatten, Balken oder Punkte bemerken. Bei schweren Entzündungen kommt es auch oft zu einer Netzhautschwellung an der Stelle des schärfsten Sehens (Makulaödem), wodurch das Lesevermögen dauerhaft gefährdet ist.

Typische Krankheitsbilder

Etwa bei der Hälfte der Patienten mit vorderer Uveitis wird das genetische Merkmal HLA-B27 nachgewiesen, mit dem bestimmte Charakteristiken der Uveitis verknüpft sind: plötzlicher einseitiger Beginn des Schubes mit Ausschwitzung von Eiweiß in die vordere Augenkammer, häufige Schübe. Diese Erkrankung tritt öfter bei Männern als bei Frauen auf. Die Patienten haben oft auch Systemerkrankungen wie Morbus Bechterew, Morbus Reiter, entzündliche Darmerkrankungen und Psoriasis-Arthritis. Da die Uveitis den ersten Symptomen der Systemerkrankungen vorangehen kann, sollte eine Röntgenuntersuchung der Lendenwirbelsäule oder eine Untersuchung beim Rheumatologen, Gastroenterologen oder Hautarzt erfolgen. Bei rechtzeitigem Erkennen dieser Krankheiten können schwerwiegende Komplikationen vermieden werden. Bei vielen Betroffenen mit vorderer Uveitis ist jedoch keine übergeordnete Erkrankung im Körper zu finden.

Einen besonderen Verlauf hat die Uveitis bei Kindern mit chronischer Gelenkentzündung (juvenile chronische Arthritis). Das Risiko der anterioren Uveitis ist erhöht bei Mädchen, bei einem Nachweis von antinukleären Antikörpern, wenn der Beginn der Gelenkentzündung vor dem sechsten Lebensjahr liegt und wenn nur einzelne Gelenke betroffen sind. Die Kinder haben wenige oder keine Beschwerden, das Auge ist äußerlich unauffällig. Die Uveitis ist meistens beidseitig und die Entzündungen sind unabhängig von den Gelenkbeschwerden. Da häufig Synechien (Verklebungen zwischen Regenbogenhaut und Linse), Linsentrübungen und Augeninnendruckerhöhung vorkommen, sind bei jedem Kind mit chronischer Arthritis regelmäßige augenärztliche Kontrollen erforderlich, selbst wenn eine Uveitis nicht bekannt ist.

Eine Mitbeteiligung der Augen bei anderen Systemerkrankungen ist relativ häufig, zum Beispiel bei der Sarkoidose, einer häufigen Lungenerkrankung. Die Uveitis ist oft das erste Zeichen einer Sarkoidose, sie kann aber auch später hinzukommen. Typisch ist insbesondere die Knötchenbildung an der Regenbogenhaut. Zu den Spätkomplikationen zählen Linsentrübungen und grüner Star. Ohne eine gezielte Behandlung kann eine Erblindung eintreten. Uveitis durch Tuberkulose oder Syphilis ist heute selten. Gefürchtet ist eine durch Viren hervorgerufene Uveitis - besonders bei Herpesviren wie Herpes simplex oder Varizella zoster, der für die Gürtelrose verantwortlich ist.

Die Fuchs'sche Heterochromiezyklitis ist ein Beispiel für eine isolierte Augenerkrankung. Für die Erkrankung ist eine einseitige chronische vordere Uveitis mit Glaskörperbeteiligung typisch. Äußerlich erscheint das betroffene Auge meistens weiß und unscheinbar. Der Betroffene hat keine oder wenige Beschwerden. Im Schub tritt gelegentlich ein Druckgefühl im Auge und ein Punkte- oder Schleiersehen auf. Bei dunkler Augenfarbe kann es langfristig zu einer Entfärbung der Regenbogenhaut kommen. Die Erkrankung führt oft zu Katarakt und Glaukom.
Therapie

Die Ursache einer vorderen Uveitis ist meistens eine gesteigerte Immunreaktion gegen körpereigene Gewebebestandteile. Daher wird sie mit Medikamenten behandelt, die diese Reaktion unterdrücken sollen. Dazu eignen sich insbesondere Cortisonpräparate in Form von Augentropfen, bei schwerem Entzündungsreiz wird gelegentlich Cortison auch neben das Auge injiziert. Um Synechien zu vermeiden, werden in der Regel pupillenerweiternde Augentropfen oder Salben verordnet.

Eine systematische Therapie ist notwendig, wenn die Entzündung unzureichend auf lokale Behandlung anspricht, wenn Sehverlust droht, oder wenn eine behandlungsbedürftige Systemerkrankung vorliegt. Systemische antientzündliche Medikamente sind u.a. nichtsteroidale Antirheumatika und Cortison. Obwohl Cortison oft hilft, ist bei langer Therapie und hohen Dosierungen mit Nebenwirkungen zu rechnen. Daher greift man bei drohendem Sehverlust unter Abwägung aller Vor und Nachteile auch auf andere Immunsuppressiva wie Cyclosporin A, Methotrexat und Azathioprin zurück. Wenn die Systemerkrankung durch Keime ausgelöst wird (z.B. Tuberkulose), ist eine Antibiotikabehandlung angezeigt.

Bei spürbarer Sehverschlechterung durch Linsentrübungen kann die Linse entfernt werden. Ob eine Kunstlinse eingepflanzt wird, hängt vom Krankheitsverlauf, vom Uveitistyp und vom Ansprechen auf die antientzündliche Behandlung ab. Bei medikamentös unzureichend reguliertem Augeninnendruck müssen operative Eingriffe zur Drucksenkung erfolgen, wie Laserbehandlungen oder Filteroperationen. Das Makulaödem kann mit antientzündlichen- und abschwellenden Medikamenten (z.B. Azetazolamid) oder Glaskörperentfernung behandelt werden.